Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält Rechtschreibunterricht für nicht mehr so wichtig wie früher. »Jeder Mensch braucht ein Grundgerüst an Rechtschreibkenntnissen, das ist gar keine Frage. Aber die Bedeutung, Rechtschreibung zu pauken, nimmt ab, weil wir heute ja nur noch selten handschriftlich schreiben«, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Es gebe ‘kluge Geräte’, die Grammatik und Fehler korrigierten. »Ich glaube nicht, dass Rechtschreibung jetzt zu den großen, gravierenden Problemen der Bildungspolitik gehört«, sagte Kretschmann, der früher als Chemie- und Biolehrer arbeitete.

Deutscher Philologenverband kritisiert: Wir werden zu lasch im schulischen Umgang mit Rechtschreibung

Die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, wies die Äußerung Kretschmanns zurück. »Es kann nur im Eigeninteresse jedes Einzelnen sein, richtiges Schreiben zu beherrschen«, sagte Lin-Klitzing dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). »Die Schule ist die gesellschaftliche Instanz, die dies vermittelt und vermitteln muss.«

Lin-Klitzing kritisierte: »Wir werden zu lasch im schulischen Umgang mit Rechtschreibung.« Die Chefin des Philologenverbandes fügte hinzu: »Ich signalisiere: Rechtschreibung ist uns nicht egal. Deshalb plädiere ich dafür, auch Abiturienten eine ganze Note abziehen zu können bei schwerwiegenden Verstößen gegen die Rechtschreibung.« Das sei bisher nicht der Fall. »Die Kultusministerkonferenz sollte wieder den Anreiz setzen, richtig zu schreiben«, sagte sie.

»Die Autokorrektur reicht nicht, weil der Computer nicht jeden Fehler ausmerzt, geschweige denn richtige Kommas setzt, um Sinnzusammenhänge und Zusammenhänge zwischen Neben- und Hauptsätzen zu verdeutlichen«, erläuterte Lin-Klitzing.

Quelle: Auszug aus der RND-Berichterstattung vom 24. Januar 2020