In der aktuellen Zeit sind aus Sicht des Deutschen Philologenverbandes mehr denn je gemeinsame Absprachen durch die Kultusminister wichtig – genauso wie die Verantwortungsübernahme für mögliche Folgen ihrer Entscheidungen.

»Wir brauchen Fairness, Transparenz und möglichst viel Chancengleichheit für alle Abiturienten in allen Bundesländern – gerade auch in der jetzigen Sondersituation«, so die DPhV-Vorsitzende Lin-Klitzing. Deshalb erwarte sie ein abgestimmtes Handeln zwischen den Kultusministern. »Dem entspricht der Vorstoß aus Schleswig-Holstein zum jetzigen Zeitpunkt nicht«, sagte Lin-Klitzing weiter.

Die Kultusminister seien zugegebenermaßen in einer Sondersituation. Gerade deshalb müssten sie jetzt zu gemeinsamen Entscheidungen kommen und diese, wie von der Bundeskanzlerin vorgemacht, dem jeweiligen Zeitpunkt und Erkenntnisstand angemessen treffen. Hierbei spiele der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle. Für reguläre und mögliche verschobene Abitur-Abschlussprüfungen während Corona blieben die Durchführungsmonate bis in den Juni. Dies gebe den Ländern unter Gesundheits- wie Vergleichbarkeitsgesichtspunkten die notwendigen Zeit-Perspektiven für die Abiture. Sie müssten deshalb jetzt noch nicht zu alternativen Lösungen greifen.

»Ich halte also die Durchführung von Abiturprüfungen angesichts der Tatsache, dass es Zeitpuffer für Verschiebungen geben kann, so wie sie auch für den Semesterbeginn und Zulassungsverfahren in dieser Ausnahmesituation angedacht werden, für die zurzeit richtige Option«, so Lin-Klitzing. Dies entspreche auch der sehr guten Konstruktion der Abiturnote, in die sowohl überwiegend die langfristigen Leistungen der Schüle-rinnen und Schüler als auch die punktuellen Abschlussprüfungen einfließen.

Vor dem Hintergrund der Aussagekraft der langfristig und vielfältig eingebrachten Kursleistungen aus der Gymnasialen Oberstufe dürfe von den Kultusministern nun gerade nicht eine vermeintliche Lösung in Hochschuleingangsprüfungen gesehen werden, um sich aus der aktuellen Drucksituation zu befreien. Abgesehen von grundsätzlichen Bedenken würden die Universitäten dadurch jetzt in Corona-Zeiten zu einem völlig unvorbereiteten Prüfen gezwungen werden. Verantwortliches Handeln hieße, sich eben gerade nicht vorschnell zu vermeintlich einfacheren Lösungen bewegen zu lassen, sondern, so seriös wie möglich, gestufte Entscheidungen in der Zeit, die wir haben, gründlich zu überlegen und dann so angemessen wie möglich zu treffen. Demgemäß können die Durchführungen der Abschlussprüfungen während Corona aus Sicht der DPhV-Vorsitzenden – wie sonst auch – föderal zeitlich versetzt geschehen.

»Und für den Fall, dass die Prüfungen über die Jahresmitte hinaus nicht stattfinden können, weil die Gesundheitslage es nicht zulässt, können die Kultusminister in einem gestuften Verfahren über Alternativen nachdenken. Diese sollten mitbedacht werden, zurzeit aber nicht im Vordergrund stehen«, so die DPhV-Vorsitzende.

Quelle: Pressemitteilung vom 25. März 2020