Auf ein Wort

Lehrkräftemangel, die nächste Klappe: Wofür und wogegen entscheiden sich die Kultusministerinnen und Kultusminister bei der Lehrkräftebildung?

Heinz-Peter Meidinger

Liebe Kollegen und Kolleginnen,

die Kultusministerkonferenz tagt am 14. und 15. März. Die dbb-Lehrergewerkschaften und die GEW sind zum Vorab-Jahresgespräch explizit zum Thema „Lehrkräftebildung“ geladen. Worum geht es uns gemeinsam als dbb-Lehrergewerkschaften? Denn das Ziel, mit gemeinsamen Einschätzungen und Forderungen in dieses Gespräch mit der KMK zu gehen, das teilen wir und setzen es auch um. Das ist gut so und eine erfreuliche Entwicklung. Hier ziehen selbstverständlich der DPhV, der VDR, der VBE, der BVLB und die KEG als Lehrergewerkschaften im dbb an einem Strang!

Wir stehen FÜR die zweiphasige Lehrkräftebildung (inklusive einer zu verbessernden dritten Phase), aber GEGEN eine einphasige Lehrkräftebildung, die auf das Referendariat nach der ersten universitären Lehrerbildungsphase verzichtet und nur aus einer „praxisintegrierenden“ einphasigen hochschulischen Lehrkräftebildung besteht. Die Zweiphasigkeit entspricht auch den Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der KMK.

Wir stehen ein FÜR ein qualitativ hochwertiges Referendariat, für einen qualitativ hochwertigen Vorbereitungsdienst, der nach Übereinkunft aller dbb-Lehrergewerkschaften eine Dauer von mindestens 18, besser 24 Monaten haben sollte. Wir sind gegen einen „in der Regel“ nur 12-monatigen Vorbereitungsdienst, der den Preis für eine im Unterrichtsdeputat ermäßigte Berufseingangsphase zahlen soll, so wie es die SWK vorschlägt. Diese SWK-Empfehlung teilen wir nicht, weil wir FÜR eine gute AUSBILDUNG im Referendariat stehen, die Referendarinnen und Referendaren ermöglichen soll, im Referendariat nicht nur auf Lehramtsprüfungen hin orientiert zu unterrichten. Angehende Lehrkräfte sollen in ihrem Vorbereitungsdienst ausreichend Zeit und Möglichkeiten bekommen, vielfältige, unterschiedliche eigene Unterrichtserfahrungen – auch bewertungsfrei – zu sammeln, bevor es in die volle eigenverantwortliche Praxis als Lehrkraft geht.

Wir stehen grundsätzlich FÜR das Zwei-Fach-Lehramt und grundsätzlich GEGEN das Ein-Fach-Lehramt. Die lehramtsgemäße Nachqualifikation im zweiten Unterrichtsfach soll der regelhafte zweite Weg für diejenigen sein, die die Lehramtsfakultas für ein sogenanntes Mangelfach bereits erworben haben.

Und wir stehen FÜR die souveräne Beherrschung der Unterrichts- und Bildungssprache Deutsch als selbstverständliche Voraussetzung für alle Lehrkräfte – dies muss auch für diejenigen gelten, die aus dem (EU-)Ausland kommend in Schulen in Deutschland erfreulicherweise unterrichten wollen. Das C2-Niveau ist die VORaussetzung für eine Anstellung als Lehrkraft. Eine regelhafte Verpflichtung einzustellender Lehrkräfte, das Niveau C2 nachlaufend berufsbegleitend zu erwerben, reicht nicht aus.

Wir als Gesellschaft sind unseren Schülerinnen und Schülern eine qualitativ hochwertige Lehrkräftebildung auch in Zeiten des Lehrkräftemangels schuldig, denn die Qualifikationen, fachlichen Kompetenzen und Haltungen von Lehrkräften beeinflussen den Werdegang von Schülerinnen und Schülern nachhaltig. Deshalb treten wir nach wie vor für eine qualitativ hochwertige Bildung und Ausbildung von Lehrkräften ein – gerade auch im Angesicht der herausfordernden Situationen an vielen Schulen und in vielen Bundesländern.

Wir sind gespannt, wie sich die KMK entscheidet!

Mit herzlichen Grüßen

Ihre

Susanne Lin-Klitzing

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