Runder Tisch gegen den Lehrkräftemangel ist notwendig!

Länderübergreifende Initiativen gegen den Lehrkräftemangel zur langfristigen und qualitätsvollen Sicherung des Lehrernachwuchses fordert die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. »Dazu müssen alle an einen Tisch: die Ministerpräsidenten sowie die Kultus- und Wissenschaftsminister der Bundesländer«, betonte Lin-Klitzing und erteilte dem Lösungsvorschlag Helmut Holters (Die Linke) nach einem Einheitslehrer, der in allen Schularten einsetzbar sein soll, eine Absage.

»Ein Hineinregieren in die Lehrerausbildung der Länder, eine nicht nach Schulabschlüssen differenzierte Lehrerausbildung für die kommenden Jahrzehnte, um jetzt den aktuellen Lehrermangel zu beheben? Das kann doch nicht die Antwort der Kultusministerkonferenz sein!«, bezweifelt Lin-Klitzing. »Die KMK muss ihre Hausaufgaben besser machen – und das differenziert und nicht mit einer Einheitslösung, die weder der unterschiedlichen Situation in den Bundesländern noch dem erwartbaren bereichsspezifischen Lehrkräftemangel entspricht«, so die Bundesvorsitzende und hält der Einheitslösung einen konstruktiven Fünf-Punkte-Plan entgegen.

Nötig sind:

• ein runder Tisch mit den Ministerpräsidenten und der Kultusministerkonferenz, um der länderübergreifenden Misere mit gemeinsam abgestimmten Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel entgegentreten zu können;

• eine jährlich aktualisierte Schülerzahlstatistik. Dazu müssen die statistischen Angaben der Länder kontinuierlich zusammengeführt werden, um auf dieser Grundlage eine bessere Versorgung der Schulen mit Lehrkräften zu ermöglichen und Studienanfängerinnen und -anfängern eine bessere Orientierung für das zukünftige Lehramtsstudium mit relevanten Fächern zu geben. Dazu gehört eine solide länder- und schulartspezifische Analyse des Lehrkräftemangels durch die Kultusministerkonferenz für die nächsten sechs Jahre, jährlich aktualisiert, um den offensichtlich gewordenen Fehlplanungen im Bildungsbereich besser begegnen zu können;

• die längst überfällige Vereinfachung des Lehrkräfteaustauschs zwischen den Ländern, um ein flexibles länderübergreifendes Handeln zu ermöglichen, da sich die Situation in den Ländern durchaus unterschiedlich darstellt;

• eine gemeinsame Analyse der Kultusministerkonferenz und der Hochschulrektorenkonferenz im direkten Kontakt mit den Universitäten zum schulartspezifischen Lehrkräftemangel, um die Akademikerfülle zu nutzen und für die jeweiligen Studienabschlussjahrgänge eine längst überfällige Offensive für die Lehrämter zu starten;

• ein jährlicher Einstellungskorridor für die Referendarinnen und Referendare mit den jeweils besten Prüfungsergebnissen jeder Schulart. Die Kultusministerkonferenz beschließt mit den Kultus- und Finanzministern, dass diese – auch über den aktuellen Bedarf hinaus – einzustellen sind, um so zukünftigem Lehrermangel qualitätsvoll zu begegnen. In der Zwischenphase darf kein Land Quer- oder Seiteneinsteiger ohne ein paralleles Referendariat in den Unterricht schicken!

»Wir erwarten von den Ministerpräsidenten und der Kultusministerkonferenz eine zügige und verantwortungsbewusste Umsetzung dieser Maßnahmen im Rahmen einer echten Bildungsoffensive: Es geht nämlich um Konzepte für die Bildung der jungen Generation!«, so die DPhV-Bundesvorsitzende Lin-Klitzing.

Reaktion der Kultusministerin auf die Presseveröffentlichung des Deutschen Philologenverbands:

Kultusministerin hält Vorschlag Holters für ’abwegig’

Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann begrüßt den Vorstoß der DPhV-Bundesvorsitzende Lin-Klitzing zur Einrichtung eines Runden Tischs gegen den Lehrermangel: »Der Bewerbermangel ist momentan bundesweit eine Herausforderung, deshalb halte auch ich ein abgestimmtes Vorgehen zwischen den Ländern für sinnvoll und notwendig. Die Vorschläge des Deutschen Philologenverbandes sind konstruktiv und gehen in die richtige Richtung und sollten deshalb von der Kultusministerkonferenz aufgegriffen werden.« Auch Eisenmann, die seit Juni 2018 die B-Länder innerhalb der Kultusministerkonferenz koordiniert, verwahrt sich jedoch gegen den Vorschlag, eine einheitliche Lehramtsausbildung einzuführen: »Wir haben ein differenziertes Schulsystem und werden deshalb auch künftig unterschiedliche Lehrämter brauchen, die auf diese Unterschiede eingehen. Der Gedanke des Einheitslehrers als Lösung gegen den Lehrermangel halte ich für eher abwegig.«

 Eisenmann: »Ein gemeinsamer Länderstaatsvertrag«

»Wichtiger wäre es, dass sich alle Länder dazu verpflichten, entsprechend ihrem Bedarf genügend Lehrkräfte auszubilden und gemeinsame Standards dafür festzulegen. Dies ist ein Punkt, den wir in einem gemeinsamen Länderstaatsvertrag verbindlich regeln wollen«, so Eisenmann. Als B-Koordinatorin setze sie sich stark dafür ein, dass die Länder innerhalb der Kultusministerkonferenz zu einem deutlich höheren Maß an Verbindlichkeit sowie Vergleichbarkeit und Transparenz in der Bildung kommen.

Auch die vom Deutschen Philologenverband geforderte Vereinfachung des Lehrertauschverfahrens sei Teil eines solchen Länderstaatsvertrags, ebenso die Forderung nach verlässlichen Bedarfsprognosen und Statistiken: »In der Bildung haben die Länder jahrzehntelang nur mit Grobstatistiken geplant. Es ist deshalb jetzt an der Zeit, die bestehende Lehrerbedarfsprognose verbindlicher und auf Basis verlässlicher Zahlen auszugestalten. In diesem Zusammenhang könnte meiner Auffassung nach auch das IQB künftig eine zentrale Rolle spielen«, so Eisenmann.