Zustimmung der Eltern zur gebundenen, verpflichtenden Ganztagsschule

Interessante und teilweise optimistisch stimmende Teilergebnisse entnimmt der Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, der im Juni vorgestellten JAKO-O-Bildungsstudie 2017. Zugleich kritisiert er methodische Schwächen der Untersuchung und eine teils verzerrte Darstellung der eigentlichen Befragungsergebnisse.

Zu den positiven Ergebnissen zählt der DPhV-Chef die steigende Zufriedenheit der Bevölkerung mit Deutschlands Schulen: Ihnen gelinge es immer besser, Bildungsgerechtigkeit zu fördern. Als interessant bezeichnet Meidinger, dass mit Bayern das Bundesland die besten Noten für Bildungsgerechtigkeit bekommt, das am konsequentesten auf ein differenziertes Schulwesen und die Qualität der herkömmlichen Bildungsabschlüsse setze.

Er betont: »Dass mit Berlin ein Bundesland in Fragen der Bildungsgerechtigkeit am schlechtesten abschneidet, das auf eine sechsjährige Grundschule setzt, die Gymnasien systematisch benachteiligt und eine miserable Unterrichtsversorgung aufweist, kann nicht verwundern!«

Eine verzerrende Ergebnisdarstellung wirft der DPhV-Vorsitzende den Studienautoren in Bezug auf die angeblich gestiegene Akzeptanz der Ganztagsschule vor. Meidinger: »Wenn man sich den Fragen- und Antwortenkatalog genau anschaut, erkennt man, dass die Zustimmung zu verbindlichen, gebundenen Ganztagsschulen von 2014 bis 2017 von 30 auf 24 Prozent massiv gesunken ist, während die Zustimmung zu Schulen mit freiwilligem nachmittäglichen Zusatzangebot von 40 auf 48 Prozent dramatisch gewachsen ist. Das ist übrigens genau das Modell, das heute neunzig Prozent aller deutschen Gymnasien erfolgreich praktizieren!«

Die signifikante Abnahme der Zustimmung zu gebundenen Ganztagsschulen zeige, dass diese Schulform immer weniger zum Berufsalltag moderner Familien passe. »Wenn beispielsweise ein Elternteil als Polizistin oder Krankenpfleger im Wechsel- oder Schichtdienst ist, bieten diesen Familien allein Schulen mit offenen Ganztagsangeboten die erwünschte Flexibilität, um überhaupt noch gemeinsame Familienzeiten während der Schulwoche zu ermöglichen!«, so der Verbandschef.

Als methodisch fragwürdig bezeichnete Meidinger den Versuch der JAKO-O-Studie, Gymnasiallehrkräfte als weniger berufskompetent als Grundschullehrkräfte hinzustellen. »Natürlich muss es immer das Bestreben sein, die Qualität der Lehrerausbildung zu heben. Aber alle wissenschaftlichen Studien der letzten Jahre haben eindeutig nachgewiesen, dass Gymnasiallehrkräfte sowohl in fachlicher Hinsicht (Coactiv-Studie) als auch in pädagogischer Sicht (Köller-Studie 2016) Spitzenpositionen einnehmen. Ob befragte Personen, die zu einem bestimmten Teil überhaupt keinen Bezug zum Gymnasium haben, zur Berufskompetenz von dort unterrichtenden Lehrkräften überhaupt Auskunft geben können, ist überdies sehr zweifelhaft!«, erläuterte der Bundesvorsitzende.