• Regierung darf diesen Weg nicht weitergehen
• Deutschland belegt bei der Finanzbildung vorderste Plätze weltweit

Vor genau einem Jahr, am 24. September 2024, haben das Bundesministerium der Finanzen (BMF) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) einen Vorschlag der OECD für eine nationale Finanzbildungsstrategie entgegengenommen, welcher die Förderung der Finanzbildung an Schulen empfiehlt. Beide Ministerien hatten daraufhin immer wieder Pläne zur Einführung eines Schulfachs „Finanzbildung“ ins Spiel gebracht, obwohl der OECD-Vorschlag dies nicht explizit vorsieht. Der Deutsche Philologenverband (DPhV) begrüßt diese Einordnung und warnt vor Überlegungen zur Einführung eines eigenen Schulfachs! Da Deutschland bisher keine nationale Finanzbildungsstrategie beschlossen hat und somit innerhalb der G20-Staaten einen Ausnahmefall stellt, fordert der DPhV die Entscheidungsträger der aktuellen Regierung auf, hier eine Entscheidung zu treffen und sich von der Idee eines eigenen Schulfachs „Finanzbildung“ zu distanzieren.

DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Kompetenz bei den eigenen Finanzen ist wichtig. Und gerade Erwachsene sollten sich in entsprechenden Fragen auskennen und entsprechend weiterbilden. Doch die Einführung eines neuen Schulfachs ist in Deutschland zu Recht an hohe Hürden gebunden. Für die Schaffung eines neuen Fachs ‚Finanzbildung‘ sehen wir weder die Notwendigkeit noch die universitäre Bezugsdisziplin für ein Schulfach. Die Menschen in Deutschland sind zudem laut Erhebung der OECD führend im Bereich der Financial Literacy.“

Deutschland belegt in einer OECD-Studie aus dem Jahr 2023 im Vergleich zu 39 Ländern Platz 1 (!) mit einem Financial Literacy Score von 76 von 100 Punkten (OECD-Durchschnitt 63/100).[1] Frühere Studien sehen Deutschland ebenfalls auf den vorderen Plätzen.[2]

Lin-Klitzing: „Wer sich profundes Wissen in den bereits existierenden Unterrichtsfächern, hier u.a. Wirtschaft/Recht, Politik, Gemeinschaftskunde, Geschichte und in der Mathematik, aneignet, hat das Rüstzeug, um sich später auch hinreichend um seine finanziellen Belange zu kümmern. Dass dies in den vergangenen Jahrzehnten vergleichsweise gut gelungen ist, zeigt nicht zuletzt das sehr erfolgreiche Abschneiden Deutschlands bei entsprechenden Untersuchungen der OECD.“

Außerdem gebe es bereits jetzt zahlreiche gut aufbereitete, kostenlose Materialien zum Thema Finanzbildung, u.a. vom BMF und dem BMBF bzw. BMFTR, der Bankenfinanzaufsicht (BaFin), der ARD, der Stiftung Warentest oder auch von privaten Anbietern (Finanztip, Finanzfluss etc.). Diese Materialien könnten Gegenstand des regulären Unterrichts oder an Projekttagen sein, so Lin-Klitzing. Bereits jetzt engagierten sich zahlreiche Lehrkräfte, um ihren Schülerinnen und Schülern die Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft, des Geldsystems oder auch der Haushaltsführung nahezubringen.

Lin-Klitzing weiter: „Fängt ‚Finanzbildung‘ bei Handyverträgen an und hört bei Optionsscheinen auf Rohstoffe auf? Überdies würden sich die Lehrkräfte hier sehr schnell auf das fallstrickreiche Gebiet der Finanzberatung begeben. Täglich kommen ungezählte neue Finanzprodukte auf den Markt – einige davon mit zweifelhaftem Wert. Hier den Überblick zu behalten, ist selbst für Spezialisten herausfordernd. Dies kann unmöglich Aufgabe einer Lehrkraft sein. Ganz zu schweigen von steuerlichen Belangen. Lehrkräfte sind weder Finanz- noch Steuerberater. Und sie dürfen und sollen es aus Sicht des DPhV auch nicht werden!“

[1] https://www.dphv.de/2025/09/24/nationale-finanzbildungsstrategie-dphv-erteilt-schulfach-finanzbildung-klare-absage-regierung-darf-diesen-weg-nicht-weitergehen-deutschland-belegt-bei-der-fina/#_ftn1[2] https://www.dphv.de/2025/09/24/nationale-finanzbildungsstrategie-dphv-erteilt-schulfach-finanzbildung-klare-absage-regierung-darf-diesen-weg-nicht-weitergehen-deutschland-belegt-bei-der-fina/#_ftn2