DPhV-Chef Meidinger:

»Massiver Unterrichtsausfall nicht weiter tolerierbar«

Der Deutsche Philologenverband sieht sich durch die gerade veröffentlichte Recherche der Wochenzeitung DIE ZEIT in seiner Einschätzung bestätigt, dass an deutschen Schulen erheblich mehr Unterricht ausfällt bzw. nicht stundenplangemäß stattfindet als von den Kultusbehörden bislang zugegeben wird.

»Seit Jahren weisen wir darauf hin, dass bis zu zehn Prozent des gesamten Unterrichtsvolumens ausfällt oder nur fachfremde Beaufsichtigung stattfindet. Konkret heißt das, dass wöchentlich klassenbezogen eine Million Schulstunden ausfällt bzw. nicht ordnungsgemäß vertreten wird. Leider hat es nur in ganz wenigen Bundesländern bislang ernsthafte Versuche gegeben, diesen untragbaren Zustand zu beseitigen!«, betonte der DPhV-Bundesvorsitzende, Heinz-Peter Meidinger.

Der Verbandschef wies darauf hin, dass angesichts der Datenlage eine personelle Unterrichtsreserve von zehn Prozent notwendig sei, d.h. eine Lehrerversorgung von 110 Prozent. Davon seien aber alle Bundesländer weit entfernt.

Auf die Gymnasien bezogen sagte Meidinger: »Im Gegensatz zu anderen Schularten, wo es derzeitig schwierig ist, Lehrerstellen zu besetzen, gibt es im Bereich der Gymnasien durchaus viele gutqualifizierte junge Lehrkräfte ohne Anstellung, die man für eine ausreichende Unterrichtsreserve gewinnen könnte. Die Länder müssen nur wollen. Wir diskutieren seit Jahren über G8 und G9, der eigentliche Skandal ist aber, dass vielen Gymnasialschülern in den letzten Jahren stundenmäßig nur ein G7 geboten wurde.«

Der DPhV-Vorsitzende forderte die Kultusministerkonferenz auf, endlich eine jährliche, aussagekräftige, ehrliche Aufstellung des Unterrichtsausfalls in allen Bundesländern vorzulegen. Dass die Kultusministerkonferenz dazu bislang nicht in der Lage sei, werfe kein gutes Licht auf unseren Bildungsföderalismus, so Meidinger.